http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,748173,00.html
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Meyer-Burckhardt: Ich habe eine ganze Weile meines beruflichen Lebens mit Männern zugebracht, die sich sehr stark über Leistung definieren. Da stellte sich mir irgendwann die Frage: Was bleibt von der Person ohne ihre Funktion? Die Frage wirkt auf stark leistungsorientierte Menschen so, als würde ihnen jemand das Geländer wegreißen. Dieses Phänomen gibt es aber nicht nur im Investmentbanking oder im Verlagswesen. Man kann es in allen Branchen beobachten.
Meyer-Burckhardt: Ein Workaholic ist süchtig. Das bin ich nicht. Ich mache nur Dinge, die mir Spaß machen, weil ich nur darin gut bin. Aber genau das finde ich so spannend in unserer Gesellschaft. Mit nichts kann man Menschen so sehr verblüffen wie mit der Frage: Wäre es nicht zur Abwechslung eine gute Idee, wenn Du nur mal das machen würdest, was Du wirklich willst?
SPIEGEL ONLINE : Das klingt gut, kann sich aber nicht jeder leisten.
Meyer-Burckhardt: Genau das bekomme ich dann immer zu hören. "Du kannst es dir ja leisten." Einem Menschen zu empfehlen, er solle nur noch das machen, was er will, hat fast obszönen Charakter. Die Sorge der Deutschen vor jeglichem Risiko ist unverhältnismäßig groß. Und wozu sind wir denn auf der Welt? Um zumindest weitgehend eine Identität zu schaffen zwischen dem, was sie sich vorstellen und dem, was sie tun.